Ist der Sonntag nur deshalb besonders, weil Kitas und Schulen geschlossen sind, der Tag meist arbeitsfrei ist und die Einkaufsläden dicht sind?
Wobei in Corona-Zeiten auch dies nicht mehr gilt. Da hieß es, ich bespaße und unterrichte meine Kinder die ganze Woche zuhause. Und diverse Dinge kaufe ich längst in 24h geöffneten Online-Shops ein.
Ein Blick in die Bibel und in die Geschichte hilft, die Frage zu beantworten.
Nach der Bibel verordnete Gott dem Volk Israel eine wöchentliche Ruhepause: der Sabbat. Es ist der 7. Tag der Woche. Bei uns entspricht er dem Samstag. Diesen Ruhetag nimmt Gott sogar in die Zehn Gebote auf. (2 Mose 20,8) Der Sabbat ist Gott wichtig und er möchte, dass die Menschen ihn halten. Auch Jesus feierte den Sabbat. Gleichzeitig betonte er, dass Gott den Sabbat für den Menschen eingesetzt hat. (Markus 2,27) Der Mensch soll vom Sabbat profitieren und nicht nur ein Regelwerk an Verboten einhalten.
Jesus ist an einem ersten Tag der Woche auferstanden. (Matthäus 28,1) Aus diesem Grund trafen sich die ersten Christen zunächst zusätzlich, später ausschließlich am ersten Tag der Woche. (Apostelgeschichte 20,7; 1. Korinther 16,2) Also an unserem Sonntag. Die Christen feierten an diesem Tag gemeinsam das Abendmahl und die Auferstehung und Gegenwart ihres Herrn Jesus Christus. Meist kamen sie abends zusammen, denn es war ein normaler Arbeitstag. Doch für sie war es der Tag der Auferstehung des Herrn. Daher wurde der Sonntag im 1. Jahrhundert auch „Herrentag“ genannt. Im 4. Jahrhundert erklärte Kaiser Konstantin den ersten Tag der Woche zum arbeitsfreien Feiertag. Der Tag der Ruhepause und der Tag des Herrn sind im Christentum seitdem im Sonntag vereint.
Die regelmäßige Arbeits- und Ruhepause füllt Kraftreserven wieder auf. Gleichzeitig ist dieser Tag für Gott reserviert. Es bleibt Zeit, die Beziehung zu Gott zu pflegen und das irdische Leben mal wieder in die richtige Relation einzuordnen. Das ist der Sinn und Zweck des wöchentlichen biblischen Feiertages. Der Gottesdienst bietet Christen dazu die besten Möglichkeiten. Dort treffen wir andere Gläubige, hören auf Gottes Wort, beten Gott an, werden ermutigt, ermahnt und getröstet. Das ist eine unschätzbare Kraftquelle für die Woche. Nicht umsonst werden Christen in der Bibel eindrücklich ermahnt, den Gemeindeversammlungen nicht fern zu bleiben. (Hebräer 10,25)
Doch was tun, wenn ein Gottesdienstbesuch für Christen nicht möglich ist? In Corona-Zeiten hat das viele betroffen. Aber auch sonst ist das nicht jedem vergönnt, zum Beispiel Kranken und Alten.
Das Prinzip hängt nicht an einer bestimmten Form. Auch in einem Online-Gottesdienst höre ich auf Gottes Wort und kann Gott mit Liedern anbeten. Ich kann mir Zeit nehmen, ausgiebiger selbst in der Bibel zu lesen. Oder ich suche Gottes Nähe in einem Gebetsspaziergang. Per Telefon, Handy oder Laptop kann ich Gemeinschaft mit anderen Christen haben. Christen können sich auch so ermutigen und miteinander beten.