Pferd und Esel in der Bibel

Was finden Pferdefreunde über ihr Lieblingstier in der Bibel und warum wählte Jesus ausgerechnet einen Esel? Weshalb ist das Miteinander zwischen Mensch und Tier so wichtig?

 

Gottes Schöpfungsplan war es, dass wir gemeinsam mit Tieren leben

Im Schöpfungsbericht begegnen wir dem Miteinander Mensch/Tier zum ersten Mal. Adam sollte den Tieren Namen geben. Er musste sich also vorher genau mit dem Wesen der Kreaturen beschäftigen, die Gott in seine Verantwortung gegeben hatte. Gottes ursprünglicher Plan war, dass Mensch und Tier im Paradies zusammenlebten. Als Adam sich gegenüber Gott auflehnte, änderten sich die Bedingungen für Mensch und Tier.

Tiere sind dennoch aus unserem Leben nicht wegzudenken. Früher waren sie fester Bestandteil ländlichen Lebens, heute erkennen wir immer mehr ihren gesellschaftlichen und therapeutischen Wert. Sie „arbeiten“ bei der Polizei, unterstützen Blinde und helfen im medizinischen Bereich. Manch einer wurde zum Beispiel durch den Umgang mit Therapiepferden richtiggehend innerlich heil. Da Pferde sehr feinfühlig sind, spiegeln sie unsere Emotionen wider. Sie regen bei uns einen Lernprozess an, der unsere Persönlichkeit fördert. Auch wenn Pferde in Körperbau und Wesen unterschiedlich sind, gelten sie als treue Wegbegleiter.

Bild: Andrea Ramdohr

Welche Rolle spielt das Pferd in der Bibel?

Im Alten Testament begegnen wir Pferden im Krieg, als Statussymbol wie als Transportmittel. Aus dem Buch Esther wissen wir, dass die Perser eilige Schreiben und Erlasse per Pferd beförderten. Bei Kampfhandlungen kamen kleine und kräftige Tiere zum Einsatz. Um Israel nach dem Auszug aus Ägypten wieder einzuholen,  stürmten die Ägypter mit Pferden hinterher. Da Pferde einen starken Fluchtinstinkt besitzen und oft 100 Kilometer an einem Stück zurücklegen können, ist dies nachvollziehbar. Generell bringen Statur und Größe des Pferdes einen Soldaten in eine gute Ausgangsposition – besonders, wenn das Pferd steigt. Ein Pferd kann sich im Kampf mit seinen Hufen verteidigen, sodass das Tier noch eine zusätzliche Waffe hat. Im wahrscheinlich ältesten Buch der Bibel, in Hiob 39, 19-21, heißt es: „Gibst du dem Pferd seine Kraft, kleidest du seinen Hals mit der Mähne? Lässt du es wie die Heuschrecke springen? Schrecklich sein prächtiges Schnauben! Es scharrt den Boden und freut sich seiner Kraft, es zieht aus, den Waffen entgegen“.

Bei den Nachbarvölkern Israels spielten Pferde eine herausragendere Rolle. Sie waren dort Inbegriff des Stolzes und ein Statussymbol, teilweise Gegenstand kultischer Verehrung. Bei Esther wird Mordochai auf einem Pferd durch die Stadt geleitet, weil er dem König das Leben gerettet hatte. Natürlich blieben „Pferdestärken“ nicht ohne Eindruck in Israel. Doch Gott warnte, obschon es in der Königszeit Israels Rosse gab, die Streitwagen zogen, die Sicherheit daran festzumachen. Vielmehr warb David für Gottvertrauen und Gebet warb: „Die einen denken an Wagen, andere an Pferde; wir aber denken an Jahwe, an den Namen von unserem Gott. Hilf uns, Jahwe, du unser König! Erhöre unser Rufen noch am selben Tag!“ (Psalm 20,8-10).

Im Neuen Testament begegnen wir Begriffen aus der Pferdehaltung, um etwas verständlich zu machen. So vergleicht Jakobus die Zähmung der Pferde mit der Zügelung der Zunge und Johannes beschreibt in der Offenbarung mit Pferden künftiges Geschehen.

Warum ritt Jesus auf einem Esel in Jerusalem ein – und nicht auf einem Pferd?

Aus unserer Sicht scheint der Verwandte des Pferdes, der Esel, weniger glamourös. Doch aufgrund seiner ungeheuren Leistungsfähigkeit war und ist er hochgeschätzt. Die Bibel enthält nicht umsonst besondere Schutzgesetze für dieses Tier. Ihm standen Ruhezeiten zu und man durfte es am Sabbat losbinden, um getränkt zu werden.

 

Aufgrund seiner Eigenschaft, auf schwierigem Gelände sehr trittsicher zu sein, diente ein Esel auch als Reittier. Er konnte viel länger ohne Wasser und Nahrung auskommen als ein Pferd. Dass Jesus das Tier genau kannte, zeigen seine Gleichnisse. So wird schlüssig, warum der Barmherzige Samariter in seiner Beispielerzählung mit dem Esel unterwegs war. Wie hätte er sonst den Verletzten durch das unwegsame Gebiet in die Herberge transportieren können?

Später, als Jesus in Jerusalem einzog, wählte er dafür ausgerechnet einen unberittenen Jungesel. Bewusst ließ er sich nicht in einem Prunkwagen, von mächtigen Rössern gezogen, durch die Stadt kutschieren, sondern nahm das Arbeitstier der normalen Bevölkerung. Das berührt tief. Denkwürdigerweise hat das Fell dieses Tieres eine Kreuzzeichnung auf dem Rücken. Man wird unwillkürlich an Jesu Auftrag erinnert, an einem Kreuz für die Schuld zu bezahlen, die uns von Gott und der Gemeinschaft mit ihm trennte. Darum wurde Jesus zuvor einer von uns.

Und so haben die Geschichten von Pferd und Esel eine besondere Botschaft für uns. Einmal sind wir auch heute versucht, Dingen zu vertrauen, die Eindruck machen oder als Sicherheit beworben werden. Aber nur Gott besitzt wirklich alle Macht. Und nur Jesus, der sich aus Liebe zu uns bewusst erniedrigte, auf einem Esel ritt, beansprucht, uns über den Tod hinaus ewiges und jetzt schon sinnvolles Leben zu schenken.

 

 

Text: Andrea Ramdohr und Hildegund Beimdieke

Quelle: www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/pferd/ch/b637cf5d87845ecc9ba7d976bbf979b5/

Bibelstellen: 1. Mose 2,20; Römer 8,22; Hiob 39, 19-21; Esther 3, 15; 6, 10-11; 2. Mose 23,12; 5. Mose 5,14; Lukas 13,15; Lukas 10, 25-27; Jakobus 3, 1-10; Lukas 19, 28-40