Vier Mütter geben uns Einblick in ihren Alltag
Familien, besonders mit kleinen und mehreren Kindern, sind schon seit Wochen bis an die Grenzen gefordert. Kurz vor Muttertag fragen wir nach- wie geht es euch mit all den Herausforderungen, die der „neue“ Alltag mit sich bringt?
Ich bin dankbar für das schöne Wetter
Für mich als Mutter von drei Kindern mit Teilzeitjob bei einer christlichen Hilfsorganisation ist der Alltag in der Coronakrise sehr herausfordernd. Vormittags gilt, die Kinder mit Homeschooling betreuen, immer wieder schauen, dass sie motiviert und aufmerksam bei den Schulaufgaben bleiben und sich nicht ständig mit all den anderen Sachen ablenken lassen. Dann brauche ich zusätzlich noch kreative Ideen für mein Kindergartenkind, dem es vormittags extrem langweilig ist, wenn es keinen zum Spielen hat. So bemüht man sich, die „Schulkinder“ möglichst lange zu betreuen, aber auch ihn miteinzubeziehen und ihm kleine „Aufgaben zu geben, womit er Spaß hat.
Die Stunden im Homeoffice müssen aus Zeitgründen oft nachmittags erledigt werden. Dann sind die gewünschten Aufgaben der Schule soweit getan und das Mittagessen gekocht. Irgendwie scheint dies in Zeiten von Homeschooling und Homekindergardening besonders gut zu schmecken.
Wenn ich dann an mein Homeoffice gehe, verstehen es oft die Kids nicht. Mama ist doch zu Hause, warum muss sie dann noch Stunden am PC sitzen. Ich bin von Herzen dankbar, dass wir in den letzten Wochen so unglaubliches Wetter hatten und die Kids viel draußen spielen konnten. Das ist wirklich ein großes Geschenk.
Was mir immer wieder gut tut und worüber ich mich freue, ist das gemeinsame Musizieren mit den Musikern im Lobpreisteam unserer Gemeinde. Beim Singen und in der Gemeinschaft tanke ich persönlich auf und vermisse die lieben Menschen, die bei einem normalen Gottesdienstverlauf um mich herum wären.
Anna Thomas (3 Kinder)
Zu Hause etwas für die Schule tun zu müssen, ist eine ganz neue Erfahrung
Im Hause Dietz funktioniert Homeschooling und Homeoffice in Arbeitsteilung: Mein Mann ist zwei Tage die Woche im Homeoffice, während ich im Büro bin und anders herum. Glücklicherweise muss ich dann nur einen Tag im Homeoffice arbeiten.
Wir haben direkt von Anfang an versucht, unseren Rhythmus beizubehalten, sprich Frühstück, anziehen, Zähne putzen und dann geht’s an die Schulaufgaben. Unser Großer loggt sich dazu jeden Morgen online beim Schulserver ein und schaut, welche Aufgaben er zu tun hat. Inzwischen sind die Lehrer von täglichen Aufgabenstellungen zu Wochenplänen übergegangen. Für unseren Erstklässler kommen die Wochenpläne per Downloadlink.
Besonders für ihn war es am Anfang zunächst etwas unlogisch, dass er zu Hause einiges für die Schule machen muss, obwohl die Schule ja zu ist. Er hat es auch gerne, wenn man SOFORT jede erledigte Aufgabe kontrolliert. Wenn man selbst gerade in einen Vorgang vertieft ist, ist das schon mal anstrengend. Der Fünftklässler hat jedoch schnell gelernt, selbstständig zu arbeiten, Unterstützung braucht er nur, wenn er etwas nicht versteht, oder mal eine Erinnerung, dass er lose Blätter auch gerne einheften kann. Nur das Instrument üben (Klarinette) leidet etwas.
Abschließend kann ich sagen, dass sich zwar alles gut eingespielt hat, wir aber trotzdem froh sind, wenn die Schule wieder losgeht und die Jungs ihre Freunde wieder sehen und ihre Großeltern umarmen können. Denn trotz der vielen technischen Möglichkeiten ist ein echtes Treffen von Gesicht zu Gesicht und von Herz zu Herz nicht zu ersetzen – und das ist uns allen wieder neu bewusst geworden.
Britta Dietz (2 Kinder)
Das gewohnte Pensum ist nicht zu schaffen
Je nach Alter des Kindes braucht es mehr oder weniger Unterstützung und technische Hilfe bei den Aufgaben. Dadurch ist das konzentrierte Arbeiten im Homeoffice eine Herausforderung für Eltern. Mein wichtigster Tipp: Mir klar zu machen, dass ich das gewohnte Arbeitspensum eher nicht schaffen kann. Ich habe meine ToDos teilweise abends oder früh morgens erledigt. Vormittags habe ich alles in Angriff genommen, worauf Kollegen gewartet haben oder an gemeinsamen Projekten, die Absprache erforderten, gearbeitet. Auch Telefonate erledige ich möglichst bis zum Mittagessen. Nachmittags verbringen wir gemeinsame Zeit: wir gehen in die Natur, haben das Hochbeet eingesät, wir haben gebastelt, Fenster dekoriert, Briefe geschrieben, Päckchen gepackt etc. Das Mittagessen versuche ich für zwei Tage zu kochen.
Ellen Nieswiodek-Martin (5 erwachsene Kinder, 1 Kind zu Hause)
Schüler-Tipps fürs Homeschooling:
- Für jeden Tag einen Plan machen
- Aufgaben möglichst nicht aufschieben, sondern sobald es geht, erledigen
- Pausen machen
- Man kann nicht den ganzen Tag sitzen: Bewegung einplanen, bei Videos von Alba Berlin mitmachen, Trampolin springen
- Tägliche Sportstunde von Alba Berlin
- draußen: Gummitwist, Seilspringen, Ballübungen
Charlott Nieswiodek (11 Jahre)
Ich entscheide mich täglich dazu, im Vertrauen auf Gott zu leben
Schon vor Coronazeiten war ich ziemlich gefordert. Ich steckte mitten in einer beruflichen Fachausbildung, die mich, neben Familie und Beruf, jede freie Minute beanspruchte. Da hinein platzte Corona mit Homeschooling für meine Drittklässlerin und Beschäftigung meines Kindergartenkindes. Homeoffice und Lernen – wie sollte das gehen?
Die ersten beiden Wochen verliefen hochmotiviert in überwiegend guter Stimmung: Am Küchentisch Schule, am Tischchen im Wohnzimmer Vorschule – ich immer hin und her switchend, Unterricht wie reguläre Schulstunden getaktet, Pausengong, 2. Frühstück und Pause im Garten, dann 3./4. Unterrichtsstunde und parallel kochen … zwischendurch Homeoffice??
Mir war klar, das funktioniert nicht mit Leistungsanspruch. Eine Mutter meinte so treffend: „Das ist, als wolle man Zähne mit Nutella putzen!“ Also habe ich Überstunden abgebaut, mein Mann verbraucht Urlaubstage, damit ich zwischendurch ins Büro gehen kann oder ich nehme selbst Urlaub. Meine Ausbildung liegt auf Eis …
Mit den Wochen wird es immer schwieriger und die Tagesstruktur wird längst nicht mehr so eingehalten. Unsere Stimmungslagen ähneln inzwischen einer Achterbahnfahrt! ABER, Gott ist mittendrin und ich bin ihm so dankbar, dass sein Geist mir wieder bewusst gemacht hat „Jesus genügt! – Mit ihm habe ich die Fülle!“. Es ist meine Reaktion auf die Umstände, die darüber entscheidet, ob ich in dieser Krise wachse. Deshalb entscheide ich mich täglich dazu, im Vertrauen auf Gott zu leben, denn er sieht mit seiner Liebe auf mich, er meint es gut mit mir und er will aus jeder Lage das Beste für mich hervorbringen. Ich erkämpfe mir mehrfach am Tag Zeit zum Bibellesen und Predigthören, um Gottes Wahrheiten, seine Gedanken zu meinen Gedanken zu machen. Und Lobpreislieder und die „Hour of Prayer“ sind der Balsam für meine Gefühle. Jesus gibt mir Halt und Zuversicht – dafür danke und ehre ich meinen Herrn! Und ich danke meinen Freundinnen, die mitkämpfen, mittragen und ermutigen!
Steffi Hees ( 2 Kinder)