Mit Gott bei der Polizei
Eine Tätigkeit bei der Polizei stellt den Berufsalltag vor besondere Herausforderungen. Thomas Gaß macht dieser Beruf am Menschen Freude. Er berichtet aber auch, wie wichtig ihm dabei Gebet und Unterstützung von Mitchristen sind.
Vor rund 38 Jahren habe ich mich entschieden, zur Polizei zu gehen. Damals war es mir wichtig, einen Beruf zu ergreifen, der nicht nur am Schreibtisch erledigt wird und möglichst abwechslungsreich ist. Dem ist auf jeden Fall so.
Während heutzutage die neuen Polizisten gleich mit einem FH-Studium beginnen, mussten wir damals zunächst eine zweieinhalbjährige Ausbildung durchlaufen. Nach einem weiteren Testverfahren war es dann möglich, ein Studium anzuschließen. Dies habe ich Anfang der 90er Jahre absolviert.
Bereits zu Beginn meiner Ausbildung bekam ich Kontakt zu anderen christlichen Polizisten aus dem alten Dillkreis. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch die Christliche Polizeivereinigung (CPV). In regelmäßigen Treffen konnten wir uns über christliche und dienstliche Themen unterhalten. Das Gute war, dass wir alle den gleichen Background hatten – Polizist und Christ. Das habe ich als großen Vorteil gegenüber den üblichen Bibelstunden in den Gemeinden empfunden. Auch Gebetsketten vor Großlagen wurden initiiert.
Obwohl es sicher nicht immer ganz leicht ist, kann ich nur empfehlen, möglichst zu Beginn eines neuen Lebens- oder Berufsabschnitts die Dinge beim Namen zu nennen, also sich als Christ zu “outen“. Auch mich hat dies Überwindung gekostet, hat aber nie zu Problemen geführt und im weiteren Werdegang letztlich ungemein geholfen, weil die Leute wussten, woran sie waren.
Nach vielen Stationen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Entwicklungsschritten bin ich vor zwei Jahren als Dienststellenleiter in Dillenburg gelandet. Vorher war ich rund zwölf Jahre in Marburg und achteinhalb Jahre als Polizeiführer vom Dienst (PvD) in der Leitstelle des Polizeipräsidiums Mittelhessen tätig.
Während dieser langen Zeit bei der Polizei konnte ich immer wieder erfahren, wie Gott mir in ganz unterschiedlichen Situationen beistand. Bei den Dienststellenwechseln kam dies deutlich zum Ausdruck. Ich kann mich noch gut an meine erste Fahrt zur Polizeiautobahnstation Butzbach erinnern, bei der ich keinen einzigen Kollegen kannte. Doch mir wurde unterwegs dorthin ganz deutlich, dass ich da ja gar nicht alleine hinfahre, sondern jemand mit mir ist. Ich bin dann noch kurz auf einem Parkplatz stehen geblieben und habe gebetet. Das hat mir den Einstieg einfacher gemacht.
Natürlich läuft im Berufsleben nicht immer alles rund. Doch bei schwierigen Einsatzlagen habe ich immer den kurzen Draht nach oben gespürt und oftmals staunend erlebt, wie Gott wirkt und eingreift. Hierzu erinnere ich mich beispielsweise an eine Lage in der Wetterau, als ein psychisch gestörter Mann mit einer Axt bewaffnet in einer Hofreite mit mehreren angrenzenden Gebäuden auf Bewohner losging und auf alles einschlug. Bedingt durch ein Funkloch waren die hinzugezogenen Kollegen nur bruchstückhaft über Funk oder Handy erreichbar. Dies war für mich als PvD, der diese Lage zu führen hatte, sehr stressbehaftet und nervenaufreibend.
Auch bei schwierigen zwischenmenschlichen Angelegenheiten, wie problembehafteten Mitarbeitergesprächen, habe ich es als hilfreich und stärkend empfunden, mich vorher in einer ruhigen Ecke mit Gott über das bevorstehende Gespräch auszutauschen. Zudem hat Gebetsunterstützung der Teilnehmer meines Hauskreises vieles bewirkt.
Eine besondere Erfahrung in diesem Zusammenhang war die kürzliche Überbringung einer Todesnachricht nach einem Unfall. Gemeinsam mit dem alarmierten Notfallseelsorger war ich auf dem Weg zur Ehefrau des Verstorbenen. Es stellte sich heraus, dass uns beiden das Gebet wichtig war. So hielten wir kurz im Funkwagen inne und beteten für die Situation.
Wie gut, dass ich immer, in allen Lagen, mit meinem Gott sprechen und mich in seine Hände begeben kann. Ich bin davon überzeugt und habe auch immer wieder konkret gespürt, dass Gott mir beigestanden und geholfen hat. Die Lage in der Wetterau konnte übrigens durch das SEK geklärt werden, es war zu keinen Verletzungen gekommen.
Wenn ich nun abschließend gefragt werden sollte, ob ich meine Berufswahl bereue, würde ich dies mit einem klaren Nein beantworten. Auch wenn es sehr pathetisch klingen mag, ich empfinde meine Tätigkeit als Berufung und Dienst an meinen Mitmenschen. Natürlich wird die Ausübung dieses Berufs zunehmend schwieriger, man kommt immer schneller in Erklärungszwänge oder gerät zwischen die Fronten, beziehungsweise wird “Blitzableiter“. Der Polizist hat nicht mehr den Status, den er vor rund 50 Jahren hatte – aber vielleicht ist das auch gut so.
Doch letztendlich möchte Gott, dass wir Polizisten diesen Auftrag ausführen. Schließlich steht in Römer 13, dass staatliche Ordnungen zum Nutzen jedes Einzelnen von Gott eingesetzt sind. Es ist daher sehr wichtig, die Polizeiarbeit im Gebet zu tragen und um Bewahrung und Weisheit zu bitten. Mein Wunsch wäre, dass dieser Gedanke vermehrt in unser aller (christliches) Bewusstsein Einzug halten würde.
Autor: Thomas Gaß
Bildnachweis Thomas Gaß: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/56920/4036041