Buß- und Bettag und die Wende zum Guten

Am 18. November feiern wir wieder Buß- und Bettag. Eigentlich ist er ein moderner Feiertag, denn er lädt ein zum Innehalten und Reflektieren. Wie sehr Buße etwas mit einer neuen Lebensperspektive zu tun hat, das erlebten auch die Einwohner einer antiken Megacity am eigenen Leib.

Buße – mehr als eine Redensart

„Das wirst du mir büßen!Vielleicht kennst du diese Redewendung oder jemand hat sie schon einmal zu dir so oder ähnlich gesagt. Du hast etwas angestellt und der Gegenüber ärgert sich so sehr darüber, dass er dir diesen Satz um die Ohren knallt. „Buße“ kennen wir sonst in unserer Alltagssprache nur von Geldbuße, zum Beispiel für Falschparken oder zu schnelles Fahren.

Das Wort „Buße“ selbst bedeutet „umkehren“, „seine Richtung ändern“, „einen Sinneswandel vollziehen“. Und zwar immer mit dem Ziel, dass sich auch im Verhalten etwas ändert.

Seinen biblischen Ursprung hat der Buß- und Bettag in der Geschichte vom Propheten Jona. Er bekam einen imposanten Auftrag: »Geh in die große und mächtige Stadt Ninive und kündige ihren Bewohnern mein Strafgericht an! Denn ihre Bosheit schreit zum Himmel, ich kann sie nicht länger mit ansehen!« (Jona 1,2 Hoffnung für alle)

Antike Schreiber bestätigen den entsetzlichen Ruf dieser Megacity, für deren Durchquerung man drei Tagesreisen brauchte. Dort soll neben Götzendienst unglaubliche Gewalt geherrscht haben. Ninive galt daher als Blutstadt, gegründet auf Lug und Trug (Nahum 3, 1-4). Trotzdem gab Gott ihr eine zweite Chance. Der Prophet Jona sollte sie zur Umkehr rufen. Kein Wunder, dass er sich zunächst weigerte und floh. Doch dann ging er los, um vor dem drohenden Unheil zu warnen: »Noch vierzig Tage, dann legt Gott Ninive in Schutt und Asche!« (LESETIPP: Jona 1,3-2,11; Jona 3,4b Hoffnung für alle)

Erstaunlich war die Reaktion der Menschen. Sie erkannten, dass ihr Lebensstil komplett falsch gewesen war. Reiche wie arme Leute zeigten ihre Reue auch äußerlich, indem sie Kleider aus grobem Stoff anzogen. Selbst der König zog sich ein Bußgewand an, setzte sich in die Asche. Er ordnete ein Fasten für die Bevölkerung an. Die Menschen sollten zu Gott beten, in der Hoffnung, dass Gott Erbarmen mit ihnen hatte. Dann geschah das Unfassbare: Als Gott sah, dass die Menschen ihn und seine Gerichtsandrohung ernst nahmen, entschied er sich aufgrund seiner Barmherzigkeit, das angekündigte Unheil nicht über die Einwohner Ninives kommen zu lassen.

Anstatt sich darüber zu freuen, ärgerte sich Jona über Gottes Entscheidung. Doch Gott zeigte ihm, dass ihm mehr daran liegt, dass Menschen von ihren falschen Wegen umkehren, als Gericht über sie kommen zu lassen.

Bei Gott gibt es eine zweite Chance!

Auch wir wissen alle, dass wir oft falsch gehandelt haben. Niemand entspricht Gottes Standard und ist der perfekte Mensch, der Jesus war. Wir leiden unter Unrecht und tun selbst Unrecht. Doch wir brauchen daran nicht zu zerbrechen.

Buße ist die Einladung, zu Gott umzukehren, zu bereuen und neu anzufangen, um ein anderes, besseres Leben zu führen. Sie bedeutet Vergebung und Neubeginn mit neuen Maßstäben. So ist ein Neuanfang möglich – egal, was vorher schief gelaufen ist.

 

Buß-und Bettag – immer ein „Feiertag“ für ein neues Leben

In diesem Jahr feiern wir den Buß- und Bettag am 18. November. Auch wenn dieser Tag, der im Jahre 1532 das erste Mal in Straßburg offiziell gefeiert wurde, in den meisten deutschen Bundesländern heute kein gesetzlicher Feiertag mehr ist, sind seine Inhalte weiter von zentraler Bedeutung für uns.

Er geht zurück auf Luther, der erkannt hatte, dass man sich nicht mit Büßen und Ablassbriefen den Himmel verdienen kann. Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, ist viel mehr ein Gnadengeschenk von Gott. Wer glaubt, dass Christus für ihn gestorben ist, bekommt ewiges und erfülltes Leben. Für den Reformator hängen Buße und Christus zusammen. So ist für Luther allein das Leben erstrebenswert, das Jesus uns vorgelebt hat.

Wir selbst wollen nie von uns aus dieses neue Leben, das Gott uns anbietet. Obwohl wir seine Barmherzigkeit brauchen, möchten wir lieber selbstbestimmt leben. Luther lädt daher ein zur Ehrlichkeit vor Gott: „Es ist nötig, dass du nicht leugnest, so einer zu sein, nachdem du als ein solcher erkannt bist.“(1) Er betont, worauf der Fokus bei der Buße gerichtet sein muss: „Wenn du aber Buße tun wolltest, selbst wenn kein Mensch Reue empfände, beichten würde und zerknirscht wäre, und selbst wenn die ganze Welt anders handelte und du ohne Rücksicht auf ein Gebot Buße tätest, sondern aus Liebe zu einem neuen und besseren Leben, dann hast du wahre Reue.“(2) Die Bibel nennt das auch „die würdigen Früchte der Buße“. (Lesetipp: Lukas 3,8)

 

Buße hat segensreiche Auswirkungen

Buße garantierte den Menschen der Megacity Ninive ein Weiterleben und Segen. Buße steht daher in engen Zusammenhang mit Rettung. Denn Jesus rief die Menschen auf: „Tut Buße und glaubt an das Evangelium“, um ihnen ewiges und erfülltes Leben zu schenken. Unsere Buße und der Wille jesusgemäß zu leben, haben darüber hinaus immer Auswirkungen auf unser Umfeld und unseren Nächsten. Durch Buße darf es aufwärtsgehen und werden Dinge neu. So verstanden ist der Buß-und Bettag auch ein Tag der Freude. 

(1) Luther, M. (2006). SERMON ÜBER DIE BUSSE (1518). In G. Wartenberg, W. Härle, J. Schilling (Hrsg.), Christusglaube und Rechtfertigung: Deutsche Texte (Bd. 2, S. 43). Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.

(2) Luther, M. (2006). SERMON ÜBER DIE BUSSE (1518). In G. Wartenberg, W. Härle und J. Schilling (Hrsg.), Christusglaube und Rechtfertigung: Deutsche Texte (Bd. 2, S. 43). Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.