Sterben Christen anders? Wie real ist der Glaube an das ewige Leben?
Während sich all die Jahre Tod und Sterben in der Stille vollzogen, ist dies durch Corona Teil der Berichterstattung geworden. Täglich werden uns die neuesten Todeszahlen genannt, Menschen sehnen sich nach Hoffnung. Aber mit welchem Recht reden Christen vom ewigen Leben? Erleben sie den Tod anders?
Heinz-Otto Beimdieke berichtet von seinem jahrelangen Umgang mit Sterbenden und warum er von der Botschaft vom ewigen Leben überzeugt ist.
Du bringst sehr viel Erfahrung im Umgang mit Menschen mit, die sich mit ihrem Lebensende konfrontiert sehen. Wie kam es dazu?
Ich wurde eines Tages ins Krankenhaus gerufen, weil mich ein junger Mensch als geistlichen Beistand angegeben hatte und es mit ihm zu Ende ging. Weil das medizinische Personal dankbar war, dass jemand auch Kirchenfremden beistand, riefen sie mich immer wieder. In der Spätphase meines Dienstes übernahm ich dann den Seelsorgedienst in einem großen christlichen Seniorenheim. Als dort die ersten Sterbefälle kamen, wurde ich gleich von Freunden gefragt, wie ich das denn verkraften würde.
„Bemerkenswert ist“, so antwortete ich ihnen, „dass ich bei meinen Besuchen einen großen Unterschied zwischen Christusgläubigen und Gottablehnenden beobachte. Während die einen, wie schwach sie auch sein mögen, oft mit dem Finger zum Himmel zeigen, sind die anderen verbittert und unzufrieden. Für die Angehörigen ist es im ersten Fall viel leichter, Abschied von ihrem geliebten Verstorbenen zu nehmen. Sie wissen um dessen Glaubensgewissheit und Vertrauen in Jesu Zusage, einmal ewig bei ihm zu sein. Obwohl für die Hinterbliebenen eine Lücke entstanden ist, können sie in ihrer Trauer darin Trost finden.“ Ich empfand dies selbst als wunderbare Erfahrung.
Was sagt man einem Menschen, der ein glaubensfernes Leben geführt hat, sich aber in der letzten Stunde einen Beistand wünscht?
Wenn vorher ein Kontakt aufgebaut wurde, wird gern ein Gebet angenommen oder auch auf ein Bibelwort gehört. Meistens ist es der Psalm 23, der vielen bekannt ist und Trost geben kann. Dort wird der Herr als guter Hirte beschrieben, der durchs finstere Tal trägt. Während meiner früheren Tätigkeit im Rheinland wurde ich einmal vom Krankenhauspersonal zu einem Sterbenden gerufen, der fürchterliche Ängste hatte. Im Gespräch mit ihm erfuhr ich, wie ihn seine ganze Lebensschuld quälte und ich ermutigte ihn, Gott um Vergebung zu bitten. Danach wurde er ruhig und fand auch Trost im Psalm 23. Tage später schlief er friedlich ein.
Bild: Miriam Triesch
Dürfen Christen Angst vor dem Tod haben?
Sie brauchen keine Angst zu haben, denn sie haben die konkrete Hoffnung, einmal bei Gott im Himmel zu sein und ewiges Leben zu haben. Angst besteht sicher eher vor dem Sterben, das heißt vor schwerem Leiden und Schmerzen. Da sind Christen nicht ausgenommen. Selbst Jesus Christus hatte Angst vor seinem Kreuzestod, als er im Garten Gethsemane mit seinem Vater betete, sodass sein Schweiß groß wie Blutstropfen war. Trost darf aber immer in Gottes Wort gefunden werden. Keiner von uns hat im Leben alles richtig gemacht– auch Christen nicht. Deswegen kommt schon mal die ängstliche Frage auf: „Wird es reichen? Bin ich von Gott wirklich angenommen?“ Dann darf man als Seelsorger sagen: „Ja, aufgrund von Gnade. Weil Christus alles dafür getan hat, nicht du, rechnet Gott dir deine Sünde nicht mehr an.“ Sein Opfer am Kreuz ermöglicht, dass wir vor Gott bestehen können. Auch in der größten Notlage auf der Intensivstation kann uns nichts scheiden von der Liebe Jesu. Das Gebet mit dem Kranken kann sehr stärkend sein – parallel zur ärztlichen und pflegerischen Betreuung, weil Angst vielfältige Ursachen haben kann. Und junge Menschen, die Familien zurücklassen, brauchen besondere Begleitung.
Woher nehmen wir Christen das Recht, vom ewigen Leben und Hoffnung zu reden?
Für mich ist die Tatsache der Auferstehung Jesu das Entscheidende. Ich bin begeistert von ihrer Beweisgrundlage und der Absicherung durch eigentlich skeptische Augenzeugen. Es sind zudem die Aussagen von Christus selbst, auf denen mein Glaube ruht. Jesus sagte damals zu Marta, nachdem Lazarus gestorben war: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist“ (Johannes 11,25). Und dass diese Aussage Jesu Wahrheit ist, beweist seine Auferstehung nach seinem Kreuzestod.
„Wenn aber Christus nicht von den Toten auferweckt wurde, ist euer Glaube nichts als Selbstbetrug, und ihr seid auch von eurer Schuld nicht frei. Ebenso wären auch alle verloren, die im Glauben an Christus gestorben sind. Wenn der Glaube an Christus uns nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die bedauernswertesten unter allen Menschen. Tatsächlich aber ist Christus als Erster von den Toten auferstanden. So können wir sicher sein, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden.“
(1. Korinther 15,17-20 Hoffnung für alle).
Dies schrieb einer der hartnäckigsten Feinde der Christen – Paulus. Er hatte seine Meinung über Jesus Christus geändert, nachdem er selbst dem Auferstandenen begegnet war.
Wie Paulus durfte ich erfahren, dass wir es beim Glauben mit einem lebendigen Gott zu tun haben. Glaube ist etwas Objektives, auch alles andere als Leichtgläubigkeit. Wäre es nur eine Annahme, dass da vielleicht etwas sein könnte, ich weiß nicht, ob ich gläubig wäre. Glaube wird Gewissheit, weil wir uns aufgrund von Tatsachen, die wir als wahr erkannt haben, bewusst einer Person anvertrauen – Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Seine Vergebung schenkt Herzensfrieden.
Auch wüsste ich um keine Alternative zur christlichen Botschaft, die mir wirklich Hoffnung bringen könnte. Keiner der größten Religionsstifter ist von den Toten zurückgekommen und bietet mir an, meine Schuld zu vergeben, damit ich ewiges, wunderbares Leben habe. Ich darf also mit voller Überzeugung andere dafür werben.
Bild: Janis Ewert