Wertvolle Tipps für einen fairen und nachhaltigen Lebensstil

Wie unter anderem unser Einkaufszettel zu mehr Nachhaltigkeit und Nächstenliebe beitragen kann, diese Frage beantworten uns im folgenden Beitrag unsere Freunde Katja und Martin Haupt.  Schließlich haben andere in unsere Konsumgüter sehr viel Mühe und Kraft investiert. Von Kaffeeliebhaber und Jugendpastor Danilo Vollmer aus Dillenburg erfahren mehr über das edle Produkt und wie wichtig es ist, fairen Anbau zu unterstützen.


Katja und Martin, ihr engagiert euch in Herborn für Nachhaltigkeit. Wie sieht das konkret aus und warum ist dies euch so wichtig?

Konkret arbeiten wir im Nachhaltigkeitsausschuss der Stadtkirche mit sehr engagierten Menschen zusammen daran, die Kirchengemeinde nachhaltiger zu gestalten. Die Landeskirche hat dafür extra Programme vorgeschlagen, an denen man sich orientieren kann, wir mussten also nicht bei null anfangen. Die „Faire Gemeinde“ war unsere erste Wahl. Das Konzept schlägt mehrere Punkte vor, an denen eine Gemeinde nachhaltiger werden kann. Zusätzlich zur Umstellung auf fair gehandelten Kaffee und Tee beim Kirchenkaffee sucht man sich ein paar weitere Punkte aus, die Verwendung von Ökostrom, Recyclingpapier oder fair gehandelte Blumen und Geschenken als Deko und Dankeschön. Diese Dinge umzustellen, verlangt meist keinen hohen Aufwand, hat aber einen guten Hebeleffekt – erstens, weil eine Gemeinde ein großer Verbraucher ist und zweitens, weil wir als Christen damit ein Zeichen setzen und andere zum Mitmachen inspirieren können oder zumindest ins Gespräch darüber kommen. Wir glauben, dass die Frage nach Nachhaltigkeit und Fairness im Grunde eine Frage der Nächstenliebe ist.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst heißt auch, dieses Nächsten Dienstleistung oder Produkt fair zu bezahlen und Menschen zu zeigen, dass man sie als Ebenbild Gottes wahrnimmt.

Warum sollten sich besonders Christen für Bewahrung der Schöpfung einsetzen?

Die Schöpfung fließt über von der Größe und Güte Gottes, seinem Sinn für Schönheit, Perfektion und Gleichgewicht. Sie ist ein Beweis dafür, wie sehr Gott unser Bestes im Sinn hat. Wer sich an der Schöpfung erfreuen kann, sollte diese Freude auch dem Nächsten gönnen – da sind wir wieder bei Nächstenliebe. Zusätzlich hat Gott uns in der Bibel einen Bewahrungsbefehl für die Schöpfung gegeben, den sollten wir genauso ernst nehmen wie andere göttliche Spielregeln wie etwa die Zehn Gebote oder Versprechen wie „Rufe mich an in der Not und ich will Dir antworten“ (Psalm 50,15).


Wenn man zum Jahr 2021 den guten Vorsatz gefasst hat, anders zu leben und auf faire Bedingungen zu achten, wo sollte man beginnen?

Das ist gar nicht so kompliziert; man kann an vielen Ecken beginnen: Unser Kassenzettel ist der schnellste und einfachste Weg, faire Bedingungen zu schaffen.

Der erste Schritt wäre, sich einen Überblick zu verschaffen. Was könnte in meinem Leben nachhaltiger, fairer und ökologischer sein?

Wie ist mein Einkaufsverhalten? Wie ist mein/unser Verbrauch als Haushalt? Und dann sollte man sich selbst in den Blick nehmen. Will ich mit kleinen Schritten anfangen (ein bestimmtes Produkt nur noch „bio“ kaufen, vielleicht Eier oder Kaffee) oder lieber als erstes die großen Effekte anstoßen? Man könnte zum Beispiel zum Ökostromanbieter wechseln, öfter das Auto stehen lassen, Alternativen zu Flugreisen suchen, mehr regional und saisonal einkaufen, wenn es gern oft Fleisch sein soll, dann lieber aus ökologischer Haltung. Beim Shoppen öfter mal überlegen, ob das dritte Shirt wirklich sein muss – übrigens sind Klamotten mit hohem Polyesteranteil kaum recycelbar, daher gern wieder zu „echten“ Stoffen greifen.

Katja und Martin Haupt

Eigentlich müsste ein Kilo Kaffee 20 Euro kosten

Bei einer guten Tasse Kaffee noch ein wenig Austausch haben, war bis zu Corona in vielen Gemeinden Tradition – auch in der FeG Herborn. Seit einigen Jahren gibt es auch Kaffee aus fairem Anbau.

Danilo Vollmer ist Jugendpastor der FeG Dillenburg erklärt, warum das so wichtig ist.  

Fairer Kaffee ist deshalb so wichtig, weil es ein Produkt ist, das bei uns alltäglich geworden ist und über 100 Millionen Menschen davon leben. Oder das zumindest versuchen. Kaffee wird an der Börse gehandelt. Das heißt, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Aktuell liegt der Preis für ein Kilo Rohkaffee bei einem „hohen“ Wert von 2,28€. Das ist der Preis, den der Exporteur gezahlt bekommt.

Dafür werden die Bäume angepflanzt, gewässert, gedüngt und gepflegt. Wenn die Kaffeefrucht reif ist, wird von Hand geerntet, zu einer Station getragen und dort aufgearbeitet. Dort muss das Fruchtfleisch entfernt, der Kaffee gewaschen, fermentiert und dann über mehrere Wochen getrocknet werden. Anschließend muss eine Schale entfernt werden und danach wird der Kaffee nach Größe und Qualität sortiert. Diese Arbeitsschritte erfordern viele Hände.

Meistens ist die Bezahlung aber so schlecht, dass Arbeiter ihre Kinder nicht ernähren, geschweige denn eine Bildung finanzieren können.

Für diese Kinder gibt es nur drei Optionen: Auf die Straße gehen, betteln, kriminell werden oder auf der Kaffeeplantage helfen. Das klingt nicht wie etwas, wofür ein Christ mit seinem Konsumverhalten beitragen sollte. Damit alle fair bezahlt werden, kann ein Kilo Kaffee kaum unter 20€ kosten, wenn davon auch ein handwerklicher Röster in Deutschland leben soll.

Danilo Vollmer

Ein christliches Kaffeeprojekt in Uganda https://www.lausanne.org/about/blog/where-the-10-40-window-meets-the-coffee-bean-belt (auf Englisch)

Weitere Impulse zur Nachhaltigkeit finden wir auch bei der https://micha-initiative.de – einem Arbeitskreis der Evangelischen Allianz in Deutschland.

„Es ist dir gesagt worden Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir erwartet: nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott.“ (Micha 6,8)